Mögen die Grenzen
an die du stösst,
einen Weg
für deine Träume offenlassen

Wenn ein Nein Wunder wirkt

In den Monaten anfangs Jahr, in denen der Nebel oft tief und dick über unserem Tal liegt, uns den blauen Himmel und die Sonnenstrahlen und vielfach auch die Energie und Motivation raubt, sehnen sich viele von uns nach Frühling, Licht und Wärme.
Glücklich sind jene, die über den Nebel fahren können. Hinein in dieses Gleissen, Blenden und die milde Luft. Dieses Aufatmen und auch Tanken, das sich ganz automatisch mit dem Durchbrechen der Nebeldecke einstellt und uns augenblicklich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wir spüren, wie die Energie zurückkehrt, uns füllt und auch flutet, gerade so, wie die Sonnenstrahlen unser Tal fluten und füllen, sobald der Nebel sich lichtet. Meistens kehren wir dann gesättigt und voller Tatendrang zurück und schlafen tief und fest. Müde von der gehaltvollen Luft, der Bewegung und vielleicht auch von all den neuen Ideen, die dort oben, in der Höhe, von uns gedacht wurden.
Manchmal reicht ein Ausflug, ein fauler Nachmittag oder ein geselliger Abend, um die Mattigkeit zu lindern, die dich bisweilen befällt.
Manchmal reicht dies aber nicht, da die Erschöpfung so tiefgreifend und allumfassend ist, dass du am liebsten Tage im Bett verbringen würdest. Dann ist nicht dein Körper, sondern deine Seele müde.

Jetzt heisst es achtsam, führsorglich und liebevoll zu dir selbst zu sein.

Ein erster Schritt dazu ist ein einziges Wort, das aber ziemlich machtvoll sein kann.

Nein
ist ein kompletter Satz.
Er braucht weder Erklärung
noch Rechtfertigung

Warum ein Nein so schwierig ist

In der Natur des Menschen liegt es, gemocht zu werden. Dieses Bedürfnis ist tief in jedem von uns verwurzelt, denn einst konnten wir nur im Schutz der Sippe existieren. Wurden wir ausgeschlossen, hatten wir kaum eine Überlebenschance.
Auch wenn du in der heutigen Zeit ohne ein soziales Umfeld überlebst, brauchst du dennoch die Nähe zu deinen Freunden und deiner Familie. Du fühlst dich von diesen Menschen geliebt und beschützt. Fühlst dich bei ihnen wohl und geborgen.

Die Integration in ein liebevolles Umfeld ist also wichtig, wenn nicht gar essenziell für dein Seelenheil. 

Damit deine Zugehörigkeit in der Gruppe gesichert ist und auch bleibt, passt du dich an, gehst Kompromisse ein, bleibst diplomatisch, wo du eigentlich lieber deine Meinung kundtun würdest, oder verzichtest gar, manchmal sogar auf Herzenswünsche. Alles, damit du von der Gesellschaft akzeptiert wirst und in dein Umfeld integriert bleibst.
Dieses Sicherheitsbedürfnis ist einer der Gründe, warum es dir oft so schwer fällt, Nein zu sagen. Denn wer Nein sagt, geht das Risiko ein nicht mehr gemocht und am Ende von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.
Ein Nein gefährdet also deine Existenz, wenn auch in der heutigen Zeit nicht mehr die physische, so dennoch die psychische. Einsamkeit oder Mobbing sind schwer zu ertragen und können in letzter Konsequenz genauso vernichtend sein, wie es damals ein Säbelzahntiger war.

Pausen sind wichtig!

Nicht immer sind es die anderen, welche dich deiner Energie und Ressourcen berauben. Manchmal bist es auch du selbst.
Denn, noch immer gilt es als ein Zeichen des Erfolges und der Beliebtheit, wenn du sagen kannst: „Keine Zeit heute und den nächsten Monat auch nicht.“
Dieser Aussage folgt jeweils eine ganze Litanei von Terminen, die du mit leicht verborgenem Stolz vorträgst.  Je mehr, je besser.

Dein voller Terminkalender wird zum Symbol deines Status. Du bist gefragt und beliebt. Du bist jemand.

Wer Nein sagt und noch die Begründung anfügt, ich habe schon genug zu tun oder möchte einfach einmal einen Abend in Ruhe zu Hause verbringen, gilt hingegen als wenig belastbar, weniger vital oder auch als Langweiler und im Endeffekt als weniger erfolgreich.

Multitasking funktioniert nicht, nicht einmal bei Frauen.
Warum?
Unser Gehirn ist schlicht und einfach nicht dazu fähig. Sprich, es kann nicht zwei Dingen gleichzeitig die exakt gleiche Aufmerksamkeit widmen. Einem von beiden gibt es immer den Vorzug. So wird eines von beiden immer weniger zufriedenstellend erledigt sein als das andere. Oft verlangt das stiefmütterlich behandelte von uns dann eine zweite Überarbeitung, was mit einem Mehraufwand und somit auch mit einem grösseren Energie- und Zeitaufwand verbunden ist.  
Also, erledige eines ums andere und wenn nötig, schiebe dazwischen einen Kaffee ein, den du auf der Terasse oder im Garten trinkst und einfach 10 Minuten nichts tust, ausser schauen, hören und fühlen. Dich, das Leben und die Welt.

Grenzen setzen
ist Ausdruck deiner Liebe zu dir selbst.
Grenzen achten
ist Ausdruck deiner Liebe zu anderen.

Elke Bischoffs