Autor unbekannt
Wir alle kennen sie, diese kleinen Macken und Muster, die uns im täglichen Leben begleiten. Das kann der morgendliche Griff zum Smartphone sein, kaum sind wir wach, obwohl wir wissen, dass das nicht optimal ist, da wir danach wieder ohne Frühstück aus dem Haus müssen, weil wir zu knapp an Zeit sind. Oder, dass wir unsere Kleider nach Farben sortiert in den Schrank hängen und alle Dosen mit den Etiketten nach vorne im Regal aufreihen oder jedes Mal, wenn wir das Haus verlassen nachsehen, ob der Herd ausgeschalten und alle Lichter gelöscht sind. Und dann ist da noch diese halbe Tafel Schokolade, die wir uns nach dem Mittag immer gönnen, obwohl uns diese regelmässig mit einem schlechten Gewissen zurücklässt.
Irgendwann haben sich diese Abläufe in unserem Leben eingebürgert und wir tun sie, ohne gross darüber nachzudenken, ob sie Sinn machen oder für uns überhaupt noch sinnvoll sind.
95% unserer täglichen Entscheide und Handlungen tun wir unbewusst.
Sie sind ein Resultat oder auch Mix aus Routine und Automatismen. Diese 95% haben selbst mich erstaunt und vor allem sehr nachdenklich gestimmt.
Mehr noch hat mich jedoch folgende Zahl überrasch oder sollte ich sagen erschreckt: 70% unserer Gedanken sind identisch zu jenen von unserem Vortag.
Das sind sehr viele, immer gleiche und immer wiederkehrende Gedanken. Grundsätzlich wäre daran nichts auszusetzen. Doch wie immer liegt die Krux im Detail.
Alles beginnt mit einem Gedanken. Aus ihm heraus fühlen und handeln wir. Aus diesem Fühlen und Handeln wiederum etablieren sich neue Gewohnheiten.
Diese Gewohnheiten sind es schliesslich, die uns als Person mitdefinieren.
Sie machen uns zu dem, der wir sind.
Wenn wir diese Gewohnheiten nun wieder auf den Ursprung, nämlich auf jenen ersten Gedanken herunterbrechen, erhalten diese 70% plötzlich ein ganz anderes Gewicht. Denn, je nachdem, mit was für Gedanken wir diese 70% füllen, tun sie uns gut oder zerstören sie uns unter Umständen.
Bauen wir ein Haus, entsteht es zuerst in unseren Gedanken oder auch Träumen. In unserem Kopf ist es omnipräsent, da es für uns im Moment nichts Aufregenderes und Tolleres gibt, als diesen Hausbau. Irgendwann setzen wir uns hin und holen diesen Traum aus dem Kopf in die Realität, indem wir ihn auf Papier bringen. Mit dieser Zeichnung wiederum gehen wir zu einem Architekten und vergeben weitere Aufträge. Wir sehen zu wie das Fundament gegossen und die Wände hochgezogen werden.
Mit jedem weiteren Bauschritt nehmen unsere Gedanken Formen an, sie werden real, zum Anfassen und darin Leben.
Solche Gedanken sind schön, beflügeln uns und machen uns glücklich.
Vor allem jedoch sind es Gedanken, die wir wieder loslassen, sobald das Haus steht und das ist gut. Sehr gut sogar.
Bis wir jedoch in unserem Haus leben können, werden 70% unserer Gedanken um dieses Haus kreisen. Und das jeden Tag, immer wiederkehrend.
Im Beispiel des Hausbaus sind diese Gedanken notwendig. Wäre dem nicht so, würde unser Traum nicht Realität werden.
Wenn
du
es
träumen
kannst,
kannst
du es
auch
tun
Wann jedoch werden diese 70% zum Problem?
Wenn ich sage: «Denke nicht an einen blauen Elefanten», geschieht genau das. Dieser blaue Elefant poppt sogleich in deinen Gedanken auf.
Wenn ich nun sage: «Denke nicht an einen blauen Elefanten, wenn du eine Tür öffnest», wirst du garantiert an einen blauen Elefanten denken, sobald du das nächste Mal eine Tür öffnest.
Wenn du einmal beim Türenöffnen an diesen blauen Elefanten denkst, ist das kein Problem. Im Gegenteil, du wirst darüber schmunzeln.
Wenn du dich aber auf den blauen Elefanten konzentrierst und ihn bewusst einen Tag lang einsetzt, wird es für dich tags darauf eher schon schwierig, diese Türen ohne blauen Elefanten zu öffnen.
Würdest du 66 Tage lang, bei jedem Türenöffnen an diesen blauen Elefanten denken, könntest du danach keine Türe mehr ohne diesen blauen Elefanten öffnen.
Warum?
Weil du dir diesen ersten Gedanken zur Gewohnheit antrainiert hast, und dafür brauchst du in der Regel 66 Tage.
Zuerst
erschaffen
wir
unsere
Gewohnheiten
,
dann
erschaffen
sie
uns
.
John Dryen
Wenn jetzt dieser blaue Elefant gar kein blauer Elefant wäre, sondern die Vorstellung, dass alle Türgriffe voller Bakterien und Viren sind, kann diese zum Problem werden. Denn genauso, wie der blaue Elefant, poppen nun auch diese Viren und Bakterien jedes Mal auf, wenn du den Türgriff drücken willst.
Zu Beginn gibst du dir noch einen Ruck, doch dann beobachtest du jemanden, der in die Hände niesst und dann die Tür öffnet und ein paar Tage später, jemanden der mit ungewaschen Händen die Toilette verlässt. Zur Vorstellung gesellt sich nun auch noch das Gefühl des Eckels.
Eckel ist ein sehr starkes Gefühl. Gefühle sind immer schneller als Gedanken. Ab einem gewissen Punkt leiten sie also uns und nicht mehr wir sie.
Gefühle sind also die heimlichen Dirigenten unseres Lebens und somit bilden sie die Basis unserer Gewohnheiten.
Stell dir eine verschneite Winterlandschaft vor. Unberührt liegt da diese Wiese vor dir. Keine Fussspuren, nichts ist darauf zu erkennen, sondern einfach nur diese weisse, wundervolle Fläche.
Du machst den ersten Schritt und sinkst tief in den Schnee ein.
Nach ein paar Minuten beginnen deine Beinmuskeln zu schmerzen, da der Weg durch den Tiefschnee ziemlich anstrengend ist.
Auf der anderen Seite angekommen, machst du eine kurze Pause, in der dir einfällt, dass du drüben im Auto deinen Fotoapparat vergessen hast. Also läufst du denselben Weg zurück, und zwar genau denselben Weg.
Du trittst also möglichst wieder in deine eigenen, vorgegebenen Fussstapfen.
Warum tust du das?
Weil du in diesem vorgegebenen Weg bereits weniger einsinkst, ergo ist es für dich viel weniger anstrengend und anderseits bist du dadurch auch einiges schneller.
Solltest du eine sehr vergessliche Person sein, wovon ich nicht ausgehe, würdest du diesen Weg viele Male hin und her gehen und es würde dir jedes Mal leichter fallen.
Am Ende würdest du darüber rennen können.
Was also einst mühsam und anstrengend begann, wurde am Ende zu einer Rennstrecke.
Genauso funktionieren unsere Gewohnheiten.
Oder, um wieder zurück zum blauen Elefanten zu kommen.
Denken wir einmal an ihn, hinterlässt er kaum Spuren in unserem Hirn. Denken wir aber bewusst an ihn und kombinieren diese Gedanken noch mit Gefühlen, wird aus dieser kaum wahrnehmbaren Spur zuerst ein Trampelpfad, dann eine Schotterpiste, eine Hauptstrasse und am Ende eine siebenspurige Datenautobahn.
Befinden wir uns mit unserem Denken und Fühlen einmal auf dieser Datenautobahn, ist aus dem ersten Gedanken eine Gewohnheit entstanden.
Die Gewohnheit hat sich automatisiert, wurde zur Routine und lenkt nun aus unserem Unbewussten, zusammen mit dem Fühlen unser Handeln. Das heisst, wir reagieren ab diesem Zeitpunkt nur noch und agieren nicht mehr.
Oder mit anderen Worten: Wir haben die Kontrolle über unser Handeln verloren.
Wir sitzen sozusagen auf dem blauen Elefanten und versuchen diesen nun in jene Richtung zu leiten, in die wir gerne möchten. Meist ein erfolgloses Unterfangen, da dieser Elefant seinen ganz eigenen Kopf hat und dieser hält sehr hartnäckig und störrisch an seinem Weg fest.
Mit unserem Willen verhält es sich, wie mit unserer Muskelkraft. Bei zu vielem Gebrauch, erlahmt er. Wollen wir also etwas verändern, können wir nur bis zu einem gewissen Punkt auf unseren Willen zurückgreifen. Ist dieser verbraucht, erlahmt auch automatisch unsere Motivation und unser Durchhaltevermögen.
Je mehr Entscheide wir durch den Tag bereits fällen mussten, umso schwächer ist unser Wille am Abend. Er ist genauso ausgepowert, wie unsere Beine, nachdem wir zum ersten Mal durch diese Tiefschneewiese gewandert sind.
Darum sind Gewohnheiten unsere wichtigsten Verbündeten, wenn wir unser Leben verändern wollen, denn hier kommt uns dieser störrische und hartnäckige blaue Elefant zugute.
Man kann ihn dann auch Routine oder Automatismus nennen. Womit wir wieder bei den 95% wären, die wir täglich unbewusst mit Handeln und Entscheiden verbringen. Läuft bei uns erst einmal etwas automatisch ab, brauchen wir dazu keinen Willen mehr, denn es geschieht einfach.
Nehmen wir an, dieser blaue Elefant wäre nun dein Bemühen regelmässig Sport zu treiben. Setzen wir dein Ziel noch etwas höher und sagen: Du gehst fünf Mal in der Woche, eine halbe Stunde joggen.
Die Euphorie lockt dich die ersten beiden Abende aus dem Haus. Der Frühling ist da, die Tage werden länger, alles blüht und die Sonne scheint.
So, am dritten Tag regnet es, was nun? Gehst du trotzdem oder erfindest du eine Ausrede, mit der du deine Unlust vor dir selbst rechtfertigen kannst?
Das Zünglein an der Waage ist, zu diesem Zeitpunkt noch, dein Wille.
Raffst du dich dann trotzdem auf und gehst auch bei Regen rennen, erkennst du einerseits, wie wundervoll das ist und anderseits, wie gut es dir tut, dieses Rennen.
Nehmen wir einmal an, du warst willensstark genug und bist zwei Monate lang fünfmal in der Woche eine halbe Stunde gerannt. Du hast Erfolge verbucht und Fortschritte erleben können. Hast den Rausch des Flows erfahren und bist stolz auf dich. Ebenfalls alles sehr starke Gefühle.
Am Ende dieser beiden Monate erkennst du, dass du nicht mehr überlegst, ob du Joggen gehen willst oder nicht, du tust es einfach, und zwar jeden Tag. Das Rennen hat sich als Routine in deinem Leben etabliert. Du sitzt nun auf dem blauen Elefanten.
Ab diesem Punkt braucht es keine Willenskraft mehr, denn das Joggen wurde zur Gewohnheit.
Noch etwas ist in diesen beiden Monaten geschehen. Das Joggen hat dich als Person neu definiert. Da du dich mehr bewegst und gesünder ernährst, hast du abgenommen, fühlst dich vitaler, geistig präsenter und generell belastbarer. Du verbringst weniger Medienzeit drinnen, dafür mehr Zeit draussen. Bist also gesünder und glücklicher, als noch vor diesen 66 Tagen. Ach ja und da ist dieser Mann plötzlich in deinem Leben. Du hast ihn beim Rennen kennengelernt und magst ihn eigentlich ganz gerne und er dich auch.
Der erste Schritt dazu ist, diese negativen Gewohnheiten zu erkennen.
Das ist nicht ganz einfach, da sie oft zu einem festen Bestandteil unseres Naturells geworden sind und uns daher überhaupt nicht auffallen.
Wir können sie aber aufgrund von Reaktionen aus unserem Umfeld eruieren. Wenn wir mutig genug sind, können wir unsere Freunde oder die Familie nach Macken oder Gewohnheiten fragen. Anderen fallen sie meistens auf.
Oder aber, wir achten auf unsere Gefühle. Was löst Angst aus, wo empfinden wir Ablehnung oder Eckel? Was macht uns wüten, oder verletzt uns?
Treten diese Gefühle auf, können wir uns überlegen, warum wir so heftig auf eine Situation reagieren.
Das sind zwei Möglichkeit, wie du deine Gewohnheiten, egal ob gute oder schlechte an dir entdecken kannst.
Wenn du willst, unterstütze ich dich, als dein persönlicher Mental- und Lifecoach, gerne dabei, noch weitere zu finden.
Ach ja, und manchmal hilft es auch, wenn wir für uns etwas total Atypisches ausprobieren. Könnte ja sein, dass daraus ein neuer Trampelpfad entsteht.
Viel Spass dabei, neue Wege zu entdecken.
💙 Be kind to yourself and to others.
Herzliche Grüsse
Sonja
Hüpfe
raus
aus deiner
Komfortzone
und
mitten
hinein
ins
Leben
.
Am besten
kopfüber