Und was,
wenn du dieses ganze Vorsätzeding
dieses Jahr mal sein lässt
und einfach glücklich bist?

Lassen wir für dieses Jahr mal sein

Kürzlich spazierte ich am See entlang. Der Nebel hing tief, die Bise fegte Laub vor mir her und ich kuschelte mich in meinen Schal ein. Das Wasser lag kabbelig vor mir und ich erinnerte mich an all die Male, als ich während des Frühlings und Sommers mit dem SUP über diese Fläche glitt, die da nun so unruhig und wintergrau vor mir lag.
Ein Mann mit seinem Hund kam auf mich zu und wir begannen zu plaudern. Über das Wetter, den See und die Natur. Wechselten kurz zu Weihnachten und sprachen etwas länger über die Vorsätze, die jedes Jahr an Silvester gemacht wurden.
Ich bin immer wieder erstaunt, was für Gespräche entstehen, wenn man sich auf den Menschen neben sich einlässt, egal ob man ihn nun kennt oder nicht. Zuhören ist für mich dann wichtiger als Erzählen, denn in diesem Zuhören lerne ich viel und mehr noch werde ich in ihm beschenkt. Wie auch hier, als ich mich mit jenem Mann unterhielt.
Er erzählte mir von seinen Vorsätzen. Besser gesagt von seinem Vorsatz, denn er hatte nur einen und das bereits seit einem Jahr. Er vollbrachte jeden Tag eine gute Tat.
Das hat mich beeindruckt.
«Was ist für dich eine gute Tat», wollte ich von ihm wissen?
«Eine gute Tat ist für mich, jemandem die Tür aufzuhalten, der die Hände voll hat oder eine achtlos liegengelassene PET-Flasche in den Abfall zu werfen. Jemanden anzulächeln, der mir traurig erscheint oder ein paar Worte mit jemand anderem zu wechseln, dem ich täglich auf meinem Waldspaziergang begegne und den ich eigentlich gar nicht kenne.
Zu sehen, wie sehr sich diese Person freut, darüber freue ich mich dann am meisten.» Und dann hat er gelächelt, der ganze Mensch, nicht nur sein Gesicht. Das hat mich berührt und auch gerührt, und zwar tief und fest, da dieses Strahlen eine Liebenswürdigkeit und zugleich eine Zufriedenheit in sich trug, die mich beide staunen liessen.

Jeden Tag eine gute Tat also, dachte ich, als ich weiterlief. Das ist schön.

Ziel des Lebens
ist es nicht,
ein erfolgreicher Mensch zu sein,
sondern ein wertvoller

A. Einstein

Alle Jahre wieder

Rituale geben unseren Wochen und Monaten einen vertrauten Rhythmus. Eine Ordnung, die für viele Sicherheit bedeutet, da sie sich in der wiederkehrenden Routine und den vorgegebenen Abläufen wohl und geborgen fühlen.
Für mich sind Rituale die losen Fäden, welche meinem Leben Struktur verleihen und mir dadurch sehr viel Freiheit und Unabhängigkeit ermöglichen. Mich aber auch zum Innehalten auffordern und mir die Möglichkeit des Reflektierens bieten.
Ein solcher Fixpunkt ist für mich immer Silvester. In jenen Minuten, in denen das alte Jahr ins Neue hinüberwechselt, nehme ich mir jeweils etwas Zeit, um die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen.
Ich erinnere mich an all das Schöne des ausklingenden Jahres, schmunzle über das Lustige und verharre etwas länger bei den Überlegungen, wo eine Verbesserung von mir möglich, wo eine Steigerung sinnvoll wäre und welches unerreichbare Ziel ich denn nun in diesem Jahr, das noch so verheissungsvoll und unbeschrieben vor mir liegt, erreichen könnte?

Und dann ertappe ich mich dabei, wie mich nur schon der Gedanke an all die Anstrengung und Mühe, ganz zu schweigen von der Zeit, die ich für die kleinen oder auch grossen Korrekturen meines Selbst im neuen Jahr investieren müsste, so sehr ermüdet, dass ich den gefassten Vorsatz sogleich wieder ad acta lege. 

 Vielleicht geht es dir auch so. Falls dem so ist, wird dir der nachfolgende Spruch sicherlich genauso gut gefallen wie mir.

Wieso jeden Tag eine gute Tat deine Vorsätze erübrigt

Wie aber kann denn nun Wachsen leicht, selbstfürsorglich und angenehm sein?

Ich habe es vorhin bereits kurz angesprochen. Du kannst nicht Acht auf dich geben und dir Gutes tun, ohne glücklicher und zufriedener zu werden.
Hier nun also mein Vorschlag:  

Lass all deine Vorsätze einfach einmal weg und mit ihnen auch all das Müssen. Gönne dir stattdessen eine gute Tat pro Tag, und zwar dir selbst.

Überlege dir jeden Tag, was dich glücklich machen könnte, was du dir Gutes tun oder womit du dich beschenken könntest. Verwöhne dich mit diesem Beschenken und lerne dich mit jeder guten Tat, die du für dich selbst tust, ein Stück besser kennen.

Nimm dir Zeit für dich. Sehe, höre, fühle, geniesse und lasse dich auf den Moment ein, denn genau in diesem Moment, in dem du dir zuliebe etwas tust und dich selbst verwöhnst, stillst du ein kleines Stück Sehnen in dir.

Dieses Sehnen wiederum ist die leise Stimme eines Bedürfnisses, welches da so gerne von dir gehört werden möchte und dennoch so gekonnt ignoriert wird. Genau dieses Bedürfnis jedoch ist es, das dich am Ende des Jahres dazu verleitet, Vorsätze zu definieren. Oder besser gesagt, deine Unzufriedenheit, welche aus diesem unbeachteten Bedürfnis heraus entsteht, verleitet dich dazu.

Gibst du also auf dich Acht, beachtest du auch deine unbeachteten Bedürfnisse.

Tust du das, entsteht eine Win-win-Situation. Denn, indem du dich beachtest und auch achtest, öffnest du dich deinen Wünschen, deinem Hoffen und somit auch deinen Bedürfnissen.
Durch dieses Öffnen lässt du dich auf dich selbst ein und lernst dich besser kennen. Je besser du dich kennst, je einfacher wirst du erkennen, wer und was dir guttut und wer und was nicht. Letzteres wirst du loslassen und dadurch Raum für Neues schaffen.

Dieses Neue, das bist dann du, so wie du jetzt bist und daher entspricht und passt es zu dir. Egal wer oder was auch immer dieses Neue sein mag, du fühlst dich wohl damit.

Fühlst du dich wohl, werden zwangsläufig die zuvor noch so wichtig erschienenen Veränderungen und gefassten Endjahres-Vorsätze hinfällig. Denn, wenn du dich wohl mit dir und deinem Leben fühlst, musst du nichts mehr verändern. Aber du darfst wachsen und das so weit und vollumfänglich, wie du willst und kannst.

Darum lasse dieses Jahr mal die Vorsätze und wachse stattdessen einfach in dein wundervolles neues Selbst hinein.

Gut zu dir zu sein hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern immer nur mit Selbstfürsorge. Du trägst Sorge zu dir selbst, gibst Acht auf dich, das ist essenziell und ein Grundrecht jedes Menschen.

Also tu es!

Wenn du jetzt etwas ratlos bist, wie du dir selbst Gutes tun oder dich verwöhnen kannst, hier ein paar Vorschläge von mir.

  • Frage dich so oft wie möglich: Was würde mir in diesem Moment guttun?
    Diese Frage hat immer ihre Berechtigung. Wichtig jedoch wird sie dann, wenn du traurig bist, dich mutlos oder wütend fühlst, wenn du dich nervst, müde bist oder dich Sorgen plagen. Denn dann haben wir die Tendenz, uns mit Ersatzbefriedigungen zu trösten. Ersatzbefriedigungen können aber immer nur ersetzen, jedoch nie befriedigen.
    Überlegst du dir in einer Stresssituation also, was du dir Gutes tun kannst, entwickelst du unweigerlich ein besseres Gespür für dich selbst. Spüren ist manchmal besser als Wissen, denn Wissen beruht auf alten Verhaltensmustern, Spüren hingegen öffnet dich für neue.
    Fragst du dich also, was du dir Gutes tun kannst, hilfst du dir dabei, herauszufinden, was du wirklich brauchst. Das sind in der Regel weder Schokolade noch Chips oder exzessives Putzen oder Sport treiben. Sondern Unterstützung, Anerkennung, Zuneigung oder Liebe.

  • Überlege dir, was du mit einer Million tun würdest.
    Was ist dir als erstes in den Sinn gekommen, als du den obigen Satz gelesen hast? Welcher Blitzgedanke hat dich zum Lächeln gebracht und welcher spontane Wunsch ein sofortiges Ja deinem Herzen entschlüpfen lassen?
    Geh diesem Ersten nach, denn es weisst dich auf deine Wünsche und Hoffnungen und somit auch deine Bedürfnisse hin. Es lässt dich aber auch träumen und Träume sind in der Regel immer der Anfang von etwas Gutem, wenn nicht sogar Grandiosem.

    Viele von uns haben Mühe sich selbst zu verwöhnen. Daher fällt es uns auch schwer, damit anzufangen.
    Mir ging es genauso. Aus diesem Grund habe ich mir bewusst Sonja-Zeit reserviert. Zuerst nur eine halbe Stunde pro Tag, in der ich tun und lassen konnte, wozu ich gerade Lust hatte, dann eine Stunde und jetzt beschenke ich mich manchmal mit einem ganzen Tag.
    Was ich dann tue, magst du dich fragen.
    Ich lese ein Buch, lettere einfach nur für mich, sitze auf dem Balkon und lasse mich von der Sonne wärmen oder sehe den treibenden Wolken zu und höre dabei Musik. Gehe im Wald spazieren, mache eine grosse Biketour oder trinke mit einer Freundin einen Kaffee und geniesse das Glitzern und Glänzen des Sees vor mir oder das Getümmel in der Stadt.
    Erlaubt ist, was mir gefällt und was mir in dem Moment Spass macht und guttut.

    Also reserviere auch du Zeit für dich, die nur dir gehört und in der du tun und lassen kannst, was dir gefällt.

Always believe
that something wonderful
is about to happen