Kürzlich spazierte ich am See entlang. Der Nebel hing tief, die Bise fegte Laub vor mir her und ich kuschelte mich in meinen Schal ein. Das Wasser lag kabbelig vor mir und ich erinnerte mich an all die Male, als ich während des Frühlings und Sommers mit dem SUP über diese Fläche glitt, die da nun so unruhig und wintergrau vor mir lag.
Ein Mann mit seinem Hund kam auf mich zu und wir begannen zu plaudern. Über das Wetter, den See und die Natur. Wechselten kurz zu Weihnachten und sprachen etwas länger über die Vorsätze, die jedes Jahr an Silvester gemacht wurden.
Ich bin immer wieder erstaunt, was für Gespräche entstehen, wenn man sich auf den Menschen neben sich einlässt, egal ob man ihn nun kennt oder nicht. Zuhören ist für mich dann wichtiger als Erzählen, denn in diesem Zuhören lerne ich viel und mehr noch werde ich in ihm beschenkt. Wie auch hier, als ich mich mit jenem Mann unterhielt.
Er erzählte mir von seinen Vorsätzen. Besser gesagt von seinem Vorsatz, denn er hatte nur einen und das bereits seit einem Jahr. Er vollbrachte jeden Tag eine gute Tat.
Das hat mich beeindruckt.
«Was ist für dich eine gute Tat», wollte ich von ihm wissen?
«Eine gute Tat ist für mich, jemandem die Tür aufzuhalten, der die Hände voll hat oder eine achtlos liegengelassene PET-Flasche in den Abfall zu werfen. Jemanden anzulächeln, der mir traurig erscheint oder ein paar Worte mit jemand anderem zu wechseln, dem ich täglich auf meinem Waldspaziergang begegne und den ich eigentlich gar nicht kenne.
Zu sehen, wie sehr sich diese Person freut, darüber freue ich mich dann am meisten.» Und dann hat er gelächelt, der ganze Mensch, nicht nur sein Gesicht. Das hat mich berührt und auch gerührt, und zwar tief und fest, da dieses Strahlen eine Liebenswürdigkeit und zugleich eine Zufriedenheit in sich trug, die mich beide staunen liessen.
Jeden Tag eine gute Tat also, dachte ich, als ich weiterlief. Das ist schön.
Rituale geben unseren Wochen und Monaten einen vertrauten Rhythmus. Eine Ordnung, die für viele Sicherheit bedeutet, da sie sich in der wiederkehrenden Routine und den vorgegebenen Abläufen wohl und geborgen fühlen.
Für mich sind Rituale die losen Fäden, welche meinem Leben Struktur verleihen und mir dadurch sehr viel Freiheit und Unabhängigkeit ermöglichen. Mich aber auch zum Innehalten auffordern und mir die Möglichkeit des Reflektierens bieten.
Ein solcher Fixpunkt ist für mich immer Silvester. In jenen Minuten, in denen das alte Jahr ins Neue hinüberwechselt, nehme ich mir jeweils etwas Zeit, um die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen.
Ich erinnere mich an all das Schöne des ausklingenden Jahres, schmunzle über das Lustige und verharre etwas länger bei den Überlegungen, wo eine Verbesserung von mir möglich, wo eine Steigerung sinnvoll wäre und welches unerreichbare Ziel ich denn nun in diesem Jahr, das noch so verheissungsvoll und unbeschrieben vor mir liegt, erreichen könnte?
Und dann ertappe ich mich dabei, wie mich nur schon der Gedanke an all die Anstrengung und Mühe, ganz zu schweigen von der Zeit, die ich für die kleinen oder auch grossen Korrekturen meines Selbst im neuen Jahr investieren müsste, so sehr ermüdet, dass ich den gefassten Vorsatz sogleich wieder ad acta lege.
Vielleicht geht es dir auch so. Falls dem so ist, wird dir der nachfolgende Spruch sicherlich genauso gut gefallen wie mir.
Oder kannst du dich einfach auch für einen leichteren, selbstfürsorglicheren und angenehmeren Weg entscheiden? Einen Weg, der dich ebenso zum Ziel deiner Vorsätze führt, wie der harte, anstrengende und schweisstreibende? Der dir aber viel mehr Freude und Spass bereitet, weil er dich mit Erfolgserlebnissen und sehr viel Zufriedenheit beschenkt. Der dich zugleich aber auch dazu motiviert, deine Pläne umzusetzen, weil sie dir plötzlich so viel leichter von der Hand gehen als Ende Jahr noch gedacht, da du das Neue einfach zulässt und nicht erzwingen willst?
Dass dies möglich ist, davon hat mir jener Mann mit seinem Hund erzählt, der jeden Tag eine gute Tat vollbringt. Denn kurz bevor wir uns verabschiedeten, meinte er: «Seitdem ich das tue, geht es mir besser. Ich fühle mich zufriedener und auch ausgeglichener und definitiv glücklicher. Oft ertappe ich mich sogar dabei, wie ich einfach lächle, weil ich denke, wow, mein Leben ist schön.»
Sollte nicht genau dies, das Hauptziel deines Lebens sein? Zu denken: «Wow, mein Leben ist schön! Ich fühle mich rundum wohl, zufrieden und glücklich, weil ich mich und mein Leben mag.»
Utopisch denkst du nun.
Ich bin mir bewusst, dass du nicht nur glücklich sein kannst und, dass dein Leben nicht nur aus Spass besteht und Genuss ist.
Genauso weiss ich aber auch, dass wenn du Acht auf dich gibst und dir selbst Gutes tust, viele deiner Vorsätze, inklusive der damit einhergehenden Mühe, Anstrengung und Zeit, gar nicht mehr nötig sind.
Das Prinzip dahinter ist simpel. Gibst du Acht auf dich und tust dir Gutes, wirst du dich glücklicher und zufriedener und somit auch wohler mit dir und in deinem Leben fühlen.
Was nicht heisst, dass du stagnieren sollst. Nein, im Gegenteil. Du sollt wachsen und in diesem Wachsen Neues entdecken, erleben, erfahren und erlernen. Darum finde ich die Momente an Silvester auch so wichtig, in denen du dir überlegst, was du im kommenden Jahr gerne Neues ausprobieren möchtest.
Du solltest dieses Ausprobieren jedoch mit Freude tun, mit Begeisterung und mit kindlicher Neugierde. Weil du dann mit einer Leichtigkeit wächst, die dich sowohl zum Staunen bringen als auch mit Stolz erfüllen wird.
Sanft und unmerklich wird dieses Staunen und dein Stolz dich verändern und diese Veränderung ist gut, denn sie kommt aus dir selbst heraus, weil du sie willst und nicht, weil du denkst, du müsstest, da du so wie du bist, wem auch immer, meistens dir selbst, nicht genügst.
Das ist der Unterschied zwischen Wachsen und Verändern. Ersteres tust du für dich, das Zweite für andere.
Also: Sei es dir wert zu sein, wie und wer du bist und so lange wie du so sein willst, wie und wer du bist, denn so wie du bist, bist du genau richtig.
Ich habe es vorhin bereits kurz angesprochen. Du kannst nicht Acht auf dich geben und dir Gutes tun, ohne glücklicher und zufriedener zu werden.
Hier nun also mein Vorschlag:
Lass all deine Vorsätze einfach einmal weg und mit ihnen auch all das Müssen. Gönne dir stattdessen eine gute Tat pro Tag, und zwar dir selbst.
Überlege dir jeden Tag, was dich glücklich machen könnte, was du dir Gutes tun oder womit du dich beschenken könntest. Verwöhne dich mit diesem Beschenken und lerne dich mit jeder guten Tat, die du für dich selbst tust, ein Stück besser kennen.
Nimm dir Zeit für dich. Sehe, höre, fühle, geniesse und lasse dich auf den Moment ein, denn genau in diesem Moment, in dem du dir zuliebe etwas tust und dich selbst verwöhnst, stillst du ein kleines Stück Sehnen in dir.
Dieses Sehnen wiederum ist die leise Stimme eines Bedürfnisses, welches da so gerne von dir gehört werden möchte und dennoch so gekonnt ignoriert wird. Genau dieses Bedürfnis jedoch ist es, das dich am Ende des Jahres dazu verleitet, Vorsätze zu definieren. Oder besser gesagt, deine Unzufriedenheit, welche aus diesem unbeachteten Bedürfnis heraus entsteht, verleitet dich dazu.
Gibst du also auf dich Acht, beachtest du auch deine unbeachteten Bedürfnisse.
Tust du das, entsteht eine Win-win-Situation. Denn, indem du dich beachtest und auch achtest, öffnest du dich deinen Wünschen, deinem Hoffen und somit auch deinen Bedürfnissen.
Durch dieses Öffnen lässt du dich auf dich selbst ein und lernst dich besser kennen. Je besser du dich kennst, je einfacher wirst du erkennen, wer und was dir guttut und wer und was nicht. Letzteres wirst du loslassen und dadurch Raum für Neues schaffen.
Dieses Neue, das bist dann du, so wie du jetzt bist und daher entspricht und passt es zu dir. Egal wer oder was auch immer dieses Neue sein mag, du fühlst dich wohl damit.
Fühlst du dich wohl, werden zwangsläufig die zuvor noch so wichtig erschienenen Veränderungen und gefassten Endjahres-Vorsätze hinfällig. Denn, wenn du dich wohl mit dir und deinem Leben fühlst, musst du nichts mehr verändern. Aber du darfst wachsen und das so weit und vollumfänglich, wie du willst und kannst.
Darum lasse dieses Jahr mal die Vorsätze und wachse stattdessen einfach in dein wundervolles neues Selbst hinein.
Gut zu dir zu sein hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern immer nur mit Selbstfürsorge. Du trägst Sorge zu dir selbst, gibst Acht auf dich, das ist essenziell und ein Grundrecht jedes Menschen.
Also tu es!
Wenn du jetzt etwas ratlos bist, wie du dir selbst Gutes tun oder dich verwöhnen kannst, hier ein paar Vorschläge von mir.
Ach ja, und ganz wichtig! Tu, was dich mit Zufriedenheit erfüllt und dich zum Lächeln bringt oder auch zum wohligen Aufatmen und dich fallen lassen.
Tu, was in dir ein glücksbrauseliges Gefühl auslöst, dann bist du auf dem richtigen Weg. Nämlich auf jenem Weg, der dich am Ende zu dir selbst zurückbringt und dort gehörst du hin.
Nun wünsche ich dir viel Freude dabei, dir ganz viel Gutes zu tun und dich selbst zu verwöhnen.
💙 Be kind to yourself and to others.
Herzliche Grüsse
Sonja
Always believe
that something wonderful
is about to happen